Herrenhaus
Geschichte

Das Gut und seine Herren

Das Herrenhaus wird im spätbarocken Stil um 1730 gebaut und vom sächsischen Baumeister Carl Gottlob Horn (1734–1807) gegen Ende des 18. Jahrhunderts klassizistisch überformt. Die Uhr im Giebel wird im Zuge einer Putzerneuerung im Jahr 1850 eingesetzt. Die Rückseite des Herrenhauses ist zwar insgesamt schlichter, doch mit dem Balkon und der großen Freitreppe ein mächtiger Blickfang.

Cuno Josua Freiherr von Bülow baut das große Kuhhaus von 1730. Er stirbt nur drei Jahre später und das Gut wird verkauft. Jean Henri Desmercières baut 1745 als Pendant dazu die große Kornscheune. Beide Wirtschaftsgebäude stehen fast in Nord-Süd-Richtung und sind bei ihrer Errichtung gleich lang.

Von 1797 bis 1802 entstehen die beiden Pferdeställe. Drei Remisen und acht Boxen sind noch erhalten. Erst 1855 baut J. F. Holm die Reithalle an. Ihre freitragende Sprengwerkkonstruktion von 14 x 24 m ist äußerst beeindruckend.

Das 1796 als „Klein Emkendorf“ fertiggestellte Haus des Gutsverwalters wird oft und gern von Matthias Claudius bewohnt und auch nach dem berühmten Gast benannt.

Im Überblick:

  • 1190 - 1480


    Rittergeschlecht von Emekendorp, im Einflussbereich des Rittergeschlechts der Herren vom Westensee und nach seinem Aussterben im 14. Jahrhundert durch die Pest, eines Seitenzweiges der Herren von Ahlefeldt.

  • 1480 - 1595


    Im Besitz der Familie Ahlefeldt.

  • 1595 - 1720


    Im Besitz der Familie Rantzau.

  • 1720 - 1729


    Im Besitz der „Herzogin von Kendal“, England.

  • 1729 - 1738


    Im Besitz der Familie von Bülow.

  • 1738 - 1743


    Im Besitz von Wulf Heinrich von Baudissin, auf Kronburg,
    Kabinettsminister, General.

  • 1743 - 1764


    Im Besitz von Jean Henri Desmercières,
    auf Quarnbek, Geh. Conferenzrat.

  • 1764 - 1929


    Im Besitz der Familien Reventlow und Reventlow-Criminil.

  • seit 1929


    Im Besitz der Familie Heinrich.

Wiederaufbau mit Liebe und Leidenschaft

Als Friedrich Graf von Reventlow, genannt Fritz, das Haus 1783 erbt, ist es sehr heruntergekommen. Er ist mit Julia, der jüngeren Tochter des dänischen Großgrundbesitzers Heinrich Carl von Schimmelmann verheiratet. Mit seinem Tod 1782 erbt Julia ein Fünftel der jährlichen Erträgnisse des immensen Vermögens. Diesen konstanten Geldfluss nutzt das Ehepaar Reventlow für die reiche Ausgestaltung des Gutes. Von zwei Italienreisen bringen sie über 100 Bilder, Skulpturen, Möbel und Kunstschätze mit, mit denen sie das Herrenhaus ausschmücken. In Italien engagieren die Reventlows auch den genialen Maler Giuseppe Anselmo Pellicia für die Dekoration der Räume in Emkendorf. Er ist bekannt dafür, dass er ohne vorherige Pläne die Wände und Decken bemalt.

Der Rote Salon, der sich an Julias Suite anschließt, ist seit 1790 als einziger unverändert. So sieht man hier noch die Stuck- und Damastbespannung der Wände im Original. Das Thema ist auch hier der Wechsel der Jahreszeiten in Beziehung zum menschlichen Leben.

1791 holt Friedrich Graf von Reventlow den erfahrenen Architekten Carl Gottlob Horn nach Emkendorf, der auch Innenarchitekt, Baumeister und zugleich Landschaftsarchitekt ist und der ausschließlich im Dienst der Familie Schimmelmann steht. Horn legt auf der Rückseite des Herrenhauses einen Landschaftspark nach englischem Vorbild an, sodass Wandelpfade mit Ruheplätzen entstehen und er unmerklich in den Forst übergeht.

Ab 1796 wirkt auch der Stuckateur Francesco Antonio Tadey über mehrere Jahre an der aufwendigen künstlerischen Ausgestaltung der Innenräume mit. Er ist ein Meister in der künstlerischen Bearbeitung von Stuck.

Der Emkendorfer Kreis

Die Zeit des Emkendorfer Kreises ist wohl die bedeutendste Epoche der langen Geschichte des Gutes und sie trägt ihm die Bezeichnung „Weimar des Nordens“ ein, obwohl sie nur etwa 30 Jahre dauert und mit dem Tod Julias 1816 endet. Es ist keineswegs ein provinzieller Literatursalon für Adlige, denn Julia und Fritz haben viele Freunde und Verwandte in allen großen Familien ihrer Zeit. Und durch die Verbindung Fritz von Reventlows zur Kieler Universität findet ein reger Austausch mit Professoren und Medizinern statt. Es wird auch viel englische und französische Literatur gelesen und Theater gespielt – auf der kleinen Bühne, die beim Umbau des Blauen Salons im Obergeschoss eingerichtet wird.

Geflüchtet vor der französischen Revolution von 1789, strömen viele adlige Emigranten aus Frankreich nach Emkendorf und Julia von Reventlow heißt sie alle herzlich willkommen, wie auf dem Porträt von Angelika Kauffmann dargestellt. Außerdem verkehrt eine große Zahl berühmter Persönlichkeiten zu der Zeit in Emkendorf, darunter die Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius und viele andere.

Nach dem Tode seiner Frau Julia im Jahre 1816 geht Fritz zurück in den diplomatischen Dienst und wird dänischer Gesandter in Berlin. Es wird stiller in Emkendorf.

Turbulentes 20. Jahrhundert

Die alte Allee, die das Gut tangiert, ist von Beginn an eine sogenannte „gemischte Allee“, das heißt, holländische Linden, Kastanien, Platanen und Eichen werden im Wechsel in Reihe gepflanzt. Detlev von Reventlow, Vater von Fritz, pflanzt sie vor gut 250 Jahren. Sie ist ein Teil der alten Chaussee von Kiel nach Rendsburg und steht seit 1936 als Naturdenkmal unter Schutz.

Nach dem Tod des Grafen Fritz von Reventlow muss 1929 der Stammsitz der Familie, das Gut Emkendorf, wegen Überschuldung verkauft werden.

Der Vormund der Erben des Gutes, Diana Gräfin von Reventlow-Criminil, verkauft 1929 das Original-Inventar nicht zusammen mit dem Gut an den Rittmeister a.D. Dr. Curt Heinrich, sondern sie veräußert die gesamte Ausstattung gesondert. Danach finden keine größeren baulichen Veränderungen statt und die Anlage ist heute in einem relativ originalgetreuen Zustand.

Die Bildersammlung des Herrenhauses ist nicht über mehrere Generationen vererbt worden, sondern Julia und Fritz Reventlow kaufen alle im Haus befindlichen Kunstgegenstände. Daher fehlen Familienporträts, wie in anderen adligen Häusern üblich. Die Sammlung stammt im Wesentlichen aus der Zeit der beiden Italienreisen des Ehepaares.

Unter Anrechnung auf den Kaufpreis übernimmt Dr. Curt Heinrich im Oktober 1929 vier verschiedene Hypotheken in beträchtlicher Höhe von Diana Gräfin von Reventlow-Criminil. Sie ist nach dem Tod von Bruder und Schwägerin Vormund für deren drei Kinder und kann den Betrieb nicht halten. Sie verkauft vorher das gesamte lebende und tote Inventar des landwirtschaftlichen Betriebes. Darüber hinaus die Möbel des Herrenhauses und die Kunstschätze, soweit sie nicht Teil des Gebäudes sind, gesondert an Kunstliebhaber.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges werden im Gutshaus Kriegsflüchtlinge einquartiert, dadurch sind sämtliche Räume hoffnungslos mit Flüchtlingsfamilien überbelegt. Durch den Besatzungsbefehl der britischen Militärverwaltung vom 6. Juli 1945 werden wesentliche Teile des Herrenhauses beschlagnahmt. Nach dem Abzug der britischen Besatzungsmacht 1946 sind erhebliche Teile des Mobiliars nicht mehr verwendbar oder nicht mehr vorhanden. Vom Kriegsende bis zum Tod von Dr. Curt Heinrich 1959 durchläuft das Gut eine schwierige wirtschaftliche Entwicklung. In diese Zeit fällt auch die Währungs- und eine Bodenreform.

Der Übergang ins 21. Jahrundert

Die Söhne von Dr. Curt Heinrich, Christian Heinrich (†2012) und Helmuth Freiherr von Lüttwitz-Heinrich (†1979), lassen ab 1961 umfangreiche Restaurierungsarbeiten am Herrenhaus und am Hof vornehmen. Das Gut ist noch immer im Besitz der Familie von Dr. Curt Heinrich.

Der jetzige Besitzer hat sich dazu entschlossen, das Herrenhaus, die weiteren historischen Gebäude und den Park für Besucher und Gäste, die auf Gut Emkendorf feiern möchten, weiter zu öffnen.

Seit Einführung der „Musikfeste auf dem Lande“ werden im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals jährlich Konzerte in der historischen Scheune veranstaltet. Ein wunderbares musikalisches Erlebnis mit Gastronomie im Kuhhaus oder Picknick im Freien vor der Kulisse des Herrenhauses.

Das ganze Jahr über finden Führungen durch das Herrenhaus statt: Öffentliche, individuelle und solche mit einem besonderen Motto. Auch wird das Haus zunehmend für Trauungen – standesamtliche, kirchliche oder freie – stilvolle Hochzeitsfeiern, Jubiläen und Firmenfeste genutzt. Darüber hinaus finden Konzerte, Lesungen und Seminare in den mit Wandmalereien und Deckenschmuck reich verzierten Räumen statt.

Immer beliebter wird die Nutzung des Kuhhauses, ganz besonders für Feiern mit Musik und Tanz im größeren Rahmen. Deshalb wurde das historische Gebäude im Frühjahr 2018 mit einer Fußbodenheizung und einer modernen WC-Anlage ausgestattet.

Ihre persönliche Ansprechpartnerin

Regina Ritter

+ 49 (0) 4330 / 99 46 90

Kontakt per E-Mail