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Viel zu erzählen

Geschichte Gut Emkendorf

Damals wie heute ist Gut Emkendorf ein Kulturmittelpunkt Norddeutschlands. Schon unter Julia von Reventlow war der Gutshof ein beliebter Ort für Künstler, Dichter, Denker und Musiker. Die herrschaftlichen Gebäude waren aber auch eine Anlaufstelle für Jagdgesellschaften und andere adelige Kreise. Heute steht das Gut Emkendorf allen Menschen offen und ist ein beliebter Veranstaltungsort für Hochzeiten, Messen, Märkte, Tagungen, Führungen und vieles mehr.

  • 1190 bis 1480

    Rittergeschlecht von Emekendorp, im Einflussbereich des Rittergeschlechts der Herren vom Westensee und nach seinem Aussterben im 14. Jahrhundert durch die Pest, eines Seitenzweiges der Herren von Ahlefeldt.

  • 1480 bis 1595

    Im Besitz der Familie Ahlefeldt.

  • 1595 bis 1720

    Im Besitz der Familie Rantzau.

  • 1720 bis 1729

    Im Besitz der „Herzogin von Kendal“, England.

  • 1729 bis 1738

    Im Besitz der Familie von Bülow.

  • 1738 bis 1743

    Im Besitz von Wulf Heinrich von Baudissin, auf Kronburg, Kabinettsminister, General.

  • 1743 bis 1764

    Im Besitz von Jean Henri Desmercières, auf Quarnbek, Geh. Conferenzrat.

  • 1764 bis 1929

    Im Besitz der Familien Reventlow und Reventlow-Criminil.

  • seit 1929

    Im Besitz der Familie Heinrich.

  • Das Gut Emkendorf und seine Besitzer

    Das um 1730 im spätbarocken Stil errichtete Herrenhaus wird Ende des 18. Jahrhunderts durch den sächsischen Baumeister Carl Gottlob Horn (1734-1807) klassizistisch überformt. Die Uhr im Giebel wird 1850 im Zuge einer Putzerneuerung angebracht. Die Rückseite des Herrenhauses ist insgesamt schlichter, aber mit dem Balkon und der großen Freitreppe ein imposanter Blickfang. Cuno Josua Freiherr von Bülow baut 1730 das große Kuhhaus, stirbt drei Jahre später und das Gut wird verkauft. Jean Henri Desmercières baut 1745 als Pendant dazu die große Kornscheune. Die beiden Wirtschaftsgebäude stehen fast in Nord-Süd-Richtung und sind bei ihrer Errichtung gleich lang. Zwischen 1797 und 1802 entstehen die beiden Pferdeställe, von denen drei Remisen und acht Boxen noch erhalten sind. Erst 1855 baut J. F. Holm die Reithalle an, die mit ihrer freitragenden Sprengwerkkonstruktion von 14 x 24 m eine beeindruckende Konstruktion darstellt.

    Das 1796 als „Klein Emkendorf“ fertiggestellte Haus des Gutsverwalters wird oft und gern von Matthias Claudius bewohnt und trägt auch heute noch den Namen des berühmten Gastes.

  • Wiederaufbau mit Liebe und Leidenschaft

    Als Friedrich Graf von Reventlow, genannt Fritz, das Haus 1783 erbt, ist es stark verfallen. Er ist verheiratet mit Julia, der jüngsten Tochter des dänischen Großgrundbesitzers Heinrich Carl von Schimmelmann. Als dieser 1782 stirbt, erbt Julia ein Fünftel der jährlichen Einkünfte des großen Vermögens. Das Ehepaar Reventlow nutzte den steten Geldfluss für die reiche Ausstattung des Anwesens. Von zwei Italienreisen bringen sie über 100 Gemälde, Skulpturen, Möbel und Kunstschätze mit, mit denen sie das Herrenhaus dekorieren. In Italien engagieren die Reventlows auch den genialen Maler Giuseppe Anselmo Pellicia für die Ausgestaltung der Räume in Emkendorf. Er ist dafür bekannt, dass er Wände und Decken ohne Vorzeichnung bemalt.

    Der Rote Salon, der direkt an Julias Suite angrenzt, ist der einzige Raum, der seit 1790 unverändert geblieben ist. So sind hier noch die originalen Stuckornamente und Damasttapeten an den Wänden zu sehen. Das Thema ist der Wechsel der Jahreszeiten in Beziehung zum menschlichen Leben. 1791 holt Friedrich Graf von Reventlow den erfahrenen Architekten Carl Gottlob Horn nach Emkendorf, der zugleich Innenarchitekt, Baumeister und Landschaftsarchitekt ist und ausschließlich im Dienst der Familie Schimmelmann steht. Horn legt auf der Rückseite des Herrenhauses einen Landschaftspark nach englischem Vorbild an, sodass Wandelpfade mit Ruheplätzen entstanden und der Übergang zum Forst fließend verläuft. Ab 1796 ist auch der Stuckateur Francesco Antonio Tadey mehrere Jahre lang an der aufwendigen künstlerischen Ausgestaltung der Innenräume beteiligt. Er ist ein Meister in der künstlerischen Stuckbearbeitung.

  • Der Emkendorfer Kreis

    Die Zeit des Emkendorfer Kreises ist wohl die bedeutendste Epoche in der langen Geschichte des Gutes und bringt ihm den Beinamen „Weimar des Nordens“ ein, obwohl sie nur etwa 30 Jahre währt und mit dem Tod Julias 1816 endet. Es ist keineswegs ein provinzieller Literatursalon für Adlige, denn Julia und Fritz haben viele Freunde und Verwandte in allen großen Familien ihrer Zeit. Durch Fritz von Reventlows Verbindung zur Kieler Universität findet zusätzlich ein reger Austausch mit Professoren und Medizinern statt. Auf der kleinen Bühne, die nach dem Umbau des Blauen Salons im Obergeschoss entstand, wird viel englische und französische Literatur gelesen sowie Theater gespielt.

    Auf der Flucht vor der Französischen Revolution 1789 strömen viele französische Adlige nach Emkendorf und werden von Julia von Reventlow herzlich aufgenommen, wie das Porträt von Angelika Kauffmann zeigt. Auch viele berühmte Persönlichkeiten verkehren in Emkendorf, darunter die Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius sowie viele andere. Nach dem Tod seiner Frau Julia im Jahre 1816 geht Fritz zurück in den diplomatischen Dienst und wird dänischer Gesandter in Berlin. Damit geht auch die Lebendigkeit auf Gut Emkendorf erstmal verloren.

  • Turbulentes 20. Jahrhundert

    Die am Gut vorbeiführende Allee ist eine sogenannte „gemischte Allee“, das heißt, holländische Linden, Kastanien, Platanen und Eichen sind abwechselnd in Reihen gepflanzt. Detlev von Reventlow, der Vater von Fritz, pflanzt sie vor gut 250 Jahren. Sie ist ein Teil der alten Chaussee von Kiel nach Rendsburg und steht seit 1936 als Naturdenkmal unter Schutz. Die Gemäldesammlung des Herrenhauses wurde nicht über Generationen vererbt, sondern Julia und Fritz Reventlow kauften alle Kunstgegenstände des Hauses. Daher fehlen Familienporträts, wie sie in anderen Adelshäusern üblich sind. Die Sammlung stammt im Wesentlichen aus der Zeit der beiden Italienreisen des Ehepaares.

    Nach dem Tod des Grafen Fritz von Reventlow, 1828, erbt der ältere Adoptivsohn, Joseph Reventlow-Criminil, das Gut Emkendorf. Wegen der Überschuldung der folgenden Erben, durch den 1. Weltkrieg, Inflation, Weltwirtschaftskrise, werden Kunstgegenstände, wie Bilder, Skulpturen, Möbel, veräußert und das Gut 1929 an den Rittmeister a.D. Dr. Curt Heinrich verkauft. In der Folgezeit werden keine größeren baulichen Veränderungen vorgenommen, sodass sich die Anlage heute einigermaßen im Originalzustand befindet. Unter Anrechnung auf den Kaufpreis übernimmt Dr. Curt Heinrich im Oktober 1929 vier verschiedene Hypotheken in beträchtlicher Höhe von Diana Gräfin von Reventlow-Criminil. Sie ist nach dem Tod ihres Bruders und ihrer Schwägerin als Vormund für deren drei Kinder verantwortlich und kann den Betrieb nicht weiterführen.

    Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges werden Kriegsflüchtlinge im Herrenhaus einquartiert, sodass alle Räume mit Flüchtlingsfamilien belegt sind. Mit dem Besatzungsbefehl der britischen Militärverwaltung vom 6. Juli 1945 werden wesentliche Teile des Herrenhauses beschlagnahmt. Nach dem Abzug der britischen Besatzungsmacht 1946 sind erhebliche Teile des Mobiliars unbrauchbar oder nicht mehr vorhanden. Von Kriegsende bis zum Tod von Dr. Curt Heinrich 1959 durchläuft das Gut eine schwierige wirtschaftliche Entwicklung. In diese Zeit fallen auch die Währungsreform und die Bodenreform.

  • Der Übergang ins 21. Jahrhundert

    Die Söhne von Dr. Curt Heinrich, Christian Heinrich (†2012) und Helmuth Freiherr von Lüttwitz-Heinrich (†1979), lassen ab 1961 umfangreiche Restaurierungsarbeiten am Herrenhaus und der Hofanlage durchführen. Das Gut befindet sich weiterhin im Besitz der Familie von Dr. Curt Heinrich. Die heutigen Eigentümer haben sich entschlossen, das Herrenhaus, die weiteren historischen Gebäude und den Park großzügig für Besucher und Gäste zu öffnen, die auf Gut Emkendorf Kunst und Kultur erleben möchten.

    Seit Beginn der „Musikfeste auf dem Lande“ finden im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals jährlich Konzerte in der historischen Scheune statt. Ein wunderbares Erlebnis mit Gastronomie im Kuhhaus oder Picknick im Freien. Das ganze Jahr über finden Führungen durch das Herrenhaus statt: öffentlich, individuell und zu besonderen Themen. Zunehmend wird das Haus auch für standesamtliche, kirchliche und freie Trauungen, stilvolle Hochzeitsfeiern, Jubiläen und Firmenfeiern genutzt. Auch Konzerte, Lesungen und Seminare finden in den mit Wandmalereien und Deckenverzierungen reich ausgestatteten Räumen statt. Vor allem für Feiern mit Musik und Tanz im größeren Rahmen erfreut sich das Kuhhaus immer größerer Beliebtheit. Deshalb wurde das historische Gebäude im Frühjahr 2018 mit einer Fußbodenheizung und einer modernen Toilettenanlage modernisiert.